Multiple Sklerose (MS) geht fast immer mit Müdigkeit einher, einer enormen Erschöpfung, die von der überwiegenden Mehrheit der Patienten als das am meisten belastende Symptom beschrieben wird.
In einer aktuellen Studie hat eine Forschungsgruppe um Stefan Seidel von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien und des AKH Wien die Lichttherapie als vielversprechende nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeit identifiziert: Die an der Studie teilnehmenden Patienten zeigten bereits nach 14 Tagen eine messbare Verbesserung.
Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Multiple Sclerosis Journal – Experimental, Translational and Clinical veröffentlicht.
Erstmals stützte sich das Forschungsteam von Stefan Seidel bei der Auswahl der Probanden nicht nur auf Umfragen, sondern auch auf objektive Messungen. So wurden bei den 26 teilnehmenden MS-Patienten Schlaf-Wach-Störungen ausgeschlossen, insbesondere mit Hilfe verschiedener schlafmedizinischer Untersuchungen.
“Wir haben zum Beispiel sichergestellt, dass MS-Patienten mit Müdigkeit nicht unter Schlafapnoe oder periodischen Beinbewegungen im Schlaf leiden. Beides sind Schlafstörungen, die zu Müdigkeit im Alltag führen können”, erklärt Forschungsleiter Stefan Seidel.
Verbesserung der Leistung
Die Probanden – allesamt Patienten der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien und des AKH Wien – wurden mit handelsüblichen Lichtquellen für den Selbstversuch zu Hause ausgestattet: Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt eine Tageslichtlampe mit einer Helligkeit von 10.000 Lux, die andere Hälfte eine identische Lampe, die durch einen Filter ein rotes Licht mit einer Intensität von <300 Lux.
Fatigue ist eine schwere Form von Müdigkeit und Erschöpfung, die bei 75 % bis 99 % der Menschen mit MS auftritt und als besonders belastend beschrieben wird. Als Ursache wird eine durch MS verursachte Nervenschädigung diskutiert.
Vielversprechend und medikamentenfrei
Neben Verhaltensmaßnahmen wie regelmäßigen Ruhepausen stehen derzeit mehrere Medikamente zur Verfügung, um die Müdigkeit zu lindern, die jedoch zum Teil mit schweren Nebenwirkungen verbunden sind.
“Die Ergebnisse unserer Studie stellen einen vielversprechenden nichtmedikamentösen Therapieansatz dar”, bestätigt Stefan Seidel. Die Ergebnisse müssen jedoch noch in einer späteren Studie in größerem Maßstab bestätigt werden. Die genauen Hintergründe der stärkenden Wirkung der Lichttherapie bei MS-Patienten werden ebenfalls Gegenstand weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen sein.
QUELLE: Medizin